Dass im Museum für Sepulkralkultur eine Lübecker Tiermumie direkt neben einigen ägyptischen Tiermumien liegt, muss als eine Art Exkurs verstanden werden und ist gestalterisch auch so gekennzeichnet. Der Vergleich verweist auf den unterschiedlichen Bedeutungszusammenhang je nach kultureller Herkunft sowie auf unterschiedliche Formen der Mumifizierung. Die ägyptischen Beispiele sind ein Sinnbild für die besondere Ehrerweisung gegenüber verschiedenen Tieren, weil diese mit bestimmten Gottheiten in Verbindung gebracht wurden. Entsprechend handelt es sich um eine intendierte Mumifizierung als wesentlicher Bestandteil des altägyptischen Totenkults. Die Lübecker Tiermumie ist hingegen ein "Zufallsprodukt" und gehört in den Kontext einstigen Aber- bzw. Volksglaubens. Die in einer kleinen verzierten Spanschachtel - eine Art Miniatursarg - liegende Vogelmumie wurde 1710 neben weiteren Särglein unter dem Fußboden des Gesellschaftshauses der Lübecker Schonenfahrer gefunden. Wahrscheinlich handelt es sich bei den Funden um sog. Bauopfer, wie sie früher immer mal wieder unter Fußböden oder ins Mauerwerk eingebracht wurden, um ein Haus und seine Bewohner vor Unheil zu schützen. Tiere verwendete man im Rahmen kultischer Handlungen anstelle des Menschen als Opfergaben.