Der Vortrag wird sich unter anderem mit den Faktoren für die Erhaltung von Mumien beschäftigen sowie mit gesundheitlichen Aspekten für Menschen, die mit Mumien umgehen. Ferner werden anhand von Fallbeispielen aus der Berufspraxis Arbeitsgänge, Möglichkeiten und interessante Entdeckungen bei der Restaurierung von Mumien veranschaulicht. Kurzum: Wir dürfen ganz sicher einen höchst spannenden Vortrag erwarten - im übrigen von einem Mann, der es höchst "lebendig" zu referieren versteht!!
Dienstag, 9. Februar 2010
Morgen, 10.02.2010, 19 Uhr, Sepulkralmuseum: "Restaurierung von Mumien - eine Knochenarbeit"
Über die Restaurierung von Mumien referiert am 10.02.2010, 19 Uhr, im Museum für Sepulkralkultur, Dipl. Restaurator Jens Klocke (Hildesheim). Die konservatorische und restauratorische Behandlung von Mumien und Grabausstattung aus organischem Material ist Klockes Spezialgebiet. "Behandelt" hat Klocke schon viele Mumien, z. B. den Freiherrn von Holz von Schloss Sommersdorf, Leopold III., Friedrich Franz, Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau und seine Gemahlin Luise Henriette Wilhelmine, Herzogin von Anhalt-Dessau; außerdem ägyptische, peruanische, asiatische und mexikanische Mumien.
Donnerstag, 28. Januar 2010
Dr. Frank Rühli, der Herr der Mumien, war da!
Im Rahmen der Vortragsreihe zur Mumien-Ausstellung, konnte das Museum für Sepulkralkultur gestern Abend einen ganz besonderen Referenten begrüßen: den Züricher Mediziner Frank Rühli. Rühli gehört zu den führenden Mumienforschern der Welt und hat bereits so berühmte Mumien wie den "Ötzi" und Tutanchamun untersucht. Beispielsweise fand er heraus, dass "Ötzi" durch einen Pfeilschuss in die Schulter ums Leben gekommen ist, und dass der Pharao Tutanchumun nicht, wie bislang angenommen, an einem Schlag auf den Kopf, sondern an den Folgen einer Knie- bzw. Beinfraktur gestorben sein muss. In seinem Vortrag über die "moderne interdisziplinäre Forschung an historischen Mumien" berichtete Rühli aber nicht nur über diese berühmten "Patienten", sondern erläuterte auch die Gründe für die medizinische Erforschung von historische Mumien. Dadurch gewinne man beispielsweise neue Erkenntnisse über die Geschichte verschiedener Krankheiten, ggf. auch über einstige Therapiekonzepte. Rühli beschäftigt sich allerdings nicht ausschließlich mit historischen Mumien, sondern mumifiziert selber Körperteile im Hinblick auf mehrere Aspekte, z. B. im Hinblick auf den Zerfall von DNA, was wiederum für die Forensik von Nutzen sein könnte.
Frank Rühli leitet im übrigen das Swiss Mummy Project, das bereits seit gut 10 Jahren Mumien im In- und Ausland untersucht.
Mittwoch, 20. Januar 2010
"Ich bin die liebe Mumie..." - MumienPoesie
Ich bin die liebe Mumie
und aus ägypten kumm i e,
und aus ägypten kumm i e,
o kindlein treibt es nicht zu arg,
sonst steig ich aus dem sarkophag,
hol euch ins pyramidenland,
elf meter unterm wüstensand,
da habe ich mein trautes heim,
es ist mir süß wie honigseim,
dort, unter heißen winden,
wird keiner euch mehr finden.
o lauschet nur, mit trip und trap
husch ich die treppen auf und ab,
und hört ihrs einmal pochen,
so ists mein daumenknochen
an eurer zimmertür -
o kindlein, seht euch für!
Dieses Gedicht stammt von dem österreichischen Schriftsteller und Poeten Hans Carl Artmann (1921-2000). Das Museumsteam erhielt es heute zusammen mit einem Brief einer treuen Besucherin unseres Hauses. Das Gedicht brachte uns nicht nur zum Schmunzeln, sondern verdeutlichte auch, dass Mumien jenseits von Wissenschaft und Forschung sogar ein poetisches Thema sein können!
Montag, 18. Januar 2010
Die Mumien erneut im Hessentipp
Am 14.1. war der HR im Naturkundemuseum und Museum für Sepulkralkultur zu Gast und drehte für den "Hessentipp" vom 15.1. die Moderationen in unserer Mumienausstellung. An sechs Punkten in beiden Häusern wurden durch den Moderator Reinhard Schall Aspekte aus der Ausstellung aufgegriffen und mit uns (U.Neurath-Sippel und K.Füldner) besprochen. Die Sendung ist im Internet unter der Adresse
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=18740&key=standard_document_38574925&mediakey=fs/hessentipp/20100115_h_tipp&type=v
zu sehen.
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=18740&key=standard_document_38574925&mediakey=fs/hessentipp/20100115_h_tipp&type=v
zu sehen.
Donnerstag, 14. Januar 2010
Vortrag zum "Ötzi" durch Dr. Angelika Fleckinger
Der "Mann aus dem Eis" ist unbestritten die bekannteste und für die Menscheitsgeschichte wertvollste Mumie der Welt. Seit 1998 ist sie im Archäologiemuseum in Bozen samt aller Beifunde ausgestellt - die Forschungen an diesem 5300 Jahre alten Menschen dauern weiter an.
Am 13.1. hielt Frau Dr. Fleckinger (Bild oben) - die Direktorin des Museums und damit die "Hüterin" des Ötzi - im vollbesetzten Saal des Naturkundemuseums einen Vortrag zum ethisch korrekten Umgang mit dieser Mumie und zum neuesten medizinischen Wissensstand. Die Zuhörer erfuhren so schon vorab Details, die erst demnächst in der Presse publiziert werden. Aber auch der inzwischen ja schon fast historische Weg des Ötzi, vom ersten unsachlichen Bergungsversuch bis hin in die jüngst neu modifizierte High-Tech-Kühlkammer, wurde uns aus erster Hand eindrücklich vermittelt.
Wir freuen uns sehr, dass Frau Fleckinger den langen Weg aus Bozen nach Kassel nicht gescheut hat und unserer Mumienausstellung so einen Glanzpunkt beigesteuert hat !
Am 13.1. hielt Frau Dr. Fleckinger (Bild oben) - die Direktorin des Museums und damit die "Hüterin" des Ötzi - im vollbesetzten Saal des Naturkundemuseums einen Vortrag zum ethisch korrekten Umgang mit dieser Mumie und zum neuesten medizinischen Wissensstand. Die Zuhörer erfuhren so schon vorab Details, die erst demnächst in der Presse publiziert werden. Aber auch der inzwischen ja schon fast historische Weg des Ötzi, vom ersten unsachlichen Bergungsversuch bis hin in die jüngst neu modifizierte High-Tech-Kühlkammer, wurde uns aus erster Hand eindrücklich vermittelt.
Wir freuen uns sehr, dass Frau Fleckinger den langen Weg aus Bozen nach Kassel nicht gescheut hat und unserer Mumienausstellung so einen Glanzpunkt beigesteuert hat !
Freitag, 8. Januar 2010
Zusammengebundene Beine?
So mancher Besucher wundert sich gewiss über die mit Bändern zusammengebundenen Beine bzw. Füße einiger Mumien. Die Bänder finden sich zumeist oberhalb der Fußknöchel - die Guanchen-Mumie hat sie und Johannes Orlovits, die ungarische Kindermumie aus dem frühen 19. Jahrhundert, hat sie auch. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass es sich dabei um eine Schutzmaßnahme gegen Wiedergänger handelt. In früheren Jahrhunderten war die Angst vor "lebenden Toten", die aus ihren Särgen bzw. Gräbern steigen und Lebende mit in ihr Totenreich nehmen, ungemein groß. Diese Angst beschränkte sich nicht nur auf das christliche Abendland, sondern existierte auch in vielen anderen Kulturen, teilweise bis heute. Entsprechend gab es neben dem Zusammenbinden der Füße auch diverse andere Abwehr- und Schutzmaßnahmen, darunter das Pfählen von Gräbern oder das Überspannen der Verstorbenen mit Bändern, die an den Sarg-Innenseiten befestigt wurden. Letztgenannte Methode wurde sogar fotografisch dokumentiert, nachdem man die Särge der Adelsfamilie von Stockhausen aus der Gruft der ev. Kirche zu Trendelburg Ende der 1970er Jahre geborgen und geöffnet hatte. Übrigens sind jene Stockhausen-Särge sowohl in der Mumien-Ausstellung als auch in der Dauerpräsentation des Museums für Sepulkralkultur zu sehen, ebenso einige Fotodokus!
Abb. 1: Beine/Füße der Guanchen-Mumie; Abb. 2: Füße der ungarischen Kindermumie
Abb. 1: Beine/Füße der Guanchen-Mumie; Abb. 2: Füße der ungarischen Kindermumie
Donnerstag, 17. Dezember 2009
"Naturprodukte" im Mumien-Kontext
In der Mumien-Ausstellung erfährt man, dass Balsamierungsrückständen von ägyptischen Mumien eine besondere Heilwirkung zugesprochen wurde und dass dies auch Eingang in die abendländische Medizin gefunden hat. Wie sich die Balsamierungssubstanzen zusammensetzten, verraten bereits im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit etliche medizinische Abhandlungen, wenn auch vielfach spekulativ. Fakt ist, dass neben Erdwachs bestimmte Pflanzen und Kräuter eine Rolle spielten, unter anderem Myrrhe und Safran. Eine derart vielseitig zusammengesetzte Substanz befindet sich auch im Innern des aus Ägypten stammenden Oberschädelfragments, wie er im Hintergrund der unten integrierten Abb. 1 zu sehen ist. Bei den Mumien aus Europa spielen derartige "Naturprodukte" gar keine bzw. eine ganz andere Rolle. Beispielsweise dienten die in den Särgen der Mumien aus Riesa erkennbaren Pflanzen und Kräuter zur Eindämmung des Verwesungsgeruchs (z. B. Gewürznelken) oder symbolisierten 'Ewigkeit/Unsterblichkeit' (z. B. der immergrüne Buchsbaum) oder aber bedeuteten 'Treue' und 'Tugendhaftigkeit' (z. B. Myrthe). Das in den Särgen teils erkennbare Stroh diente dagegen lediglich als Material zur Bettung des Leichnams und zum Aufsaugen von Leichenflüssigkeit.
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