Freitag, 8. Januar 2010

Zusammengebundene Beine?

So mancher Besucher wundert sich gewiss über die mit Bändern zusammengebundenen Beine bzw. Füße einiger Mumien. Die Bänder finden sich zumeist oberhalb der Fußknöchel - die Guanchen-Mumie hat sie und Johannes Orlovits, die ungarische Kindermumie aus dem frühen 19. Jahrhundert, hat sie auch. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass es sich dabei um eine Schutzmaßnahme gegen Wiedergänger handelt. In früheren Jahrhunderten war die Angst vor "lebenden Toten", die aus ihren Särgen bzw. Gräbern steigen und Lebende mit in ihr Totenreich nehmen, ungemein groß. Diese Angst beschränkte sich nicht nur auf das christliche Abendland, sondern existierte auch in vielen anderen Kulturen, teilweise bis heute. Entsprechend gab es neben dem Zusammenbinden der Füße auch diverse andere Abwehr- und Schutzmaßnahmen, darunter das Pfählen von Gräbern oder das Überspannen der Verstorbenen mit Bändern, die an den Sarg-Innenseiten befestigt wurden. Letztgenannte Methode wurde sogar fotografisch dokumentiert, nachdem man die Särge der Adelsfamilie von Stockhausen aus der Gruft der ev. Kirche zu Trendelburg Ende der 1970er Jahre geborgen und geöffnet hatte. Übrigens sind jene Stockhausen-Särge sowohl in der Mumien-Ausstellung als auch in der Dauerpräsentation des Museums für Sepulkralkultur zu sehen, ebenso einige Fotodokus!


Abb. 1: Beine/Füße der Guanchen-Mumie; Abb. 2: Füße der ungarischen Kindermumie