Freitag, 27. November 2009

Die Kapuziner-Gruft in Palermo - Erfolgreicher Auftakt der Vortragsreihe!


Am vergangenen Mittwoch-Abend war nicht nur die öffentliche Führung um 18 Uhr hervorragend besucht, sondern um 19 Uhr auch der erste Vortrag aus der Vortragsreihe im Rahmen der Mumien-Ausstellung. Referent war Andreas Ströbl, Archäologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums für Sepulkralkultur. Ströbl wußte viel Spannendes über die größte Mumien-Gruft der Welt, die Kapuziner-Gruft in Palermo, zu berichten. Neben baulichen Gegebenheiten der Gruft und verschiedenen Formen der Mumifikation, erzählte Ströbl Interessantes wie auch Skurriles aus dem einstigen Leben einiger dort Bestatteter. Skurril ist beispielsweise die Geschichte von Antonio Prestigiacomo. Er galt als ein Frauenheld sondergleichen, der von einem betrogenen Ehemann zum Duell herausgefordert wurde. Kurz vor dem Duell verfasste Prestigiacomo sein Testament und bestimmte, bei den Kapuzinern beigesetzt zu werden. Außerdem war es sein Wunsch, seine Augen durch Glasaugen ersetzen zu lassen, um auch als Toter in der Gruft immer noch in den Genuss des Anblicks schöner Frauen kommen zu können. Antonio Prestigiacomo hat das Duell tatsächlich verloren (1855), woraufhin sein testamentarischer Wunsch in Erfüllung ging.

Der nächste Vortrag findet am 09.12.2009, 19 Uhr, wieder im Museum für Sepulkralkultur statt. Referent wird Dr. Dirk Preuss, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ethikzentrum in Jena sein. Vortragstitel: "Gestorben, mumifiziert - und ausgestellt? Ethische Aspekte unseres Umgangs mit menschlichen Überresten". Um 18 Uhr wird es auch wieder eine öffentliche Führung geben.

Die einzige bekannte "tierische" Moorleiche

Der Torf- oder Moorhund von Burlage ist die einzige uns bekannte Tierleiche aus einem Moor. Hat man beim Abbau einfach nur nicht auf Tier-Überreste geachtet? Oder sind Tiere einfach zu vorsichtig, um im Moor zu versinken ? Schließlich sind aber auch die meisten dort gefundenen Menschen nicht freiwillig dort hineingegangen, sondern Opfer eines Kultes oder eines Verbrechens geworden.
Unser Torfhund, eine Leihgabe der Universität Münster, wurde 1953 im Landkreis Leer gefunden und bis vor kurzem als "bronzezeitlich", d.h. mindestens 3000 Jahre alt, datiert. Neue C-14-Untersuchungen des German Mummy Project zeigen ein wesentlich geringeres Alter: vermutlich gerade einmal 400 Jahre.
Dennoch ist der Hund eine erstaunliche Tiermumie - das Fell glänzt immer noch wie bei einem lebenden Tier.

Freitag, 20. November 2009

Wir stellen vor: den "Ötzi-Hasen"

Wir wollen in unregelmäßiger Folge einzelne Mumien der Ausstellung vorstellen und die oftmals bemerkenswerte Geschichte dahinter erklären - oder aber auch das, was wir eben noch nicht wissen !
Das erste Objekt sieht eher unscheinbar, für den Laien wenig spektakulär aus. Es handelt sich um die Überreste eines Alpenschneehasen (Lepidus timidus varronis) aus dem Gletschergebiet des Similaun. Similaun ? Da war doch was mit Ötzi, dem Mann aus dem Eis ... ? Diese berühmte Mumie, unverzichtbar für Erkenntnisse unserer eigenen Vergangenheit, 5300 Jahre alt, gefunden im Grenzgebiet zwischen Italien und Österreich, liegt heute in Bozen in seinem eigenen Museum. Bozen hat ein weiteres, sehr sehenswertes Museum: das für Naturkunde, das auf moderne und anschauliche Art die Lebensräume der Südalpen zeigt und Leihgeber unseres Hasen ist.
Die schmelzenden Alpengletscher haben erst kürzlich diesen Schneehasen freigegeben - sein Alter ist noch unbestimmt, dürfte aber deutlich jünger sein als das des Eismannes. Trotzdem hat das Tier aufgrund der Nähe der Fundorte und der vergleichbaren Konservierung natürlich schnell seinen Namen weggehabt: der "Ötzi-Hase".

Mittwoch, 18. November 2009

Ein ägyptischer "Korbsarg" läßt viele staunen!



Auch wenn die Ausstellung erst seit wenigen Tagen eröffnet ist, gibt es schon jetzt ein Exponat, das viele Besucher staunen läßt. Gemeint ist ein aus Ägypten stammender Sarg aus gewundenem Schilf. Aufgrund seines guten Erhaltungszustands ist es nahezu verblüffend, dass dieser "Korbsarg" bereits aus der Zeit um 3600 - 3400 v. Chr. stammt. Damit ist eine Zeit repräsentiert, in der die Einbalsamierung Verstorbener alles andere als ausgereift war. Mumifizierte Körper aus jener Zeit sind also primär das Ergebnis der natürlichen Mumifaktion, wie sie beispielsweise im heißen Wüstensand erfolgt.
Im Innern des Sargs befindet sich ein Kind, das in ein Tuch eingewickelt ist. Teilweise gut erhalten sind die Sandalen des Kindes sowie ein schmales, mit einem Pfropfen verschließbares Tongefäß. Was sich darin befunden hat, läßt sich leider nicht mehr ermitteln.

Dienstag, 17. November 2009

Eine glanzvolle Eröffnung !

Am Sonntag wurde unsere Ausstellung Im Foyer des Opernhaus vor über 400 geladenen Gästen eröffnet. Nach Grußworten der Staatsministerin Frau Eva Kühne-Hörmann, des Kasseler Oberbürgermeisters Betram Hilgen und des k+s Vorstandsvorsitzenden Norbert Steiner führte "Mumienprofi" Dr. Wilfried Rosendahl von den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim in das Thema ein.
Bei den anschließenden Führungen durch beide Häuser konnten sich unsere Gäste von einer pietätvollen, wissenschaftlich begleiteten, aber auch anrührenden Präsentation überzeugen.

Abb.: Ein Presseausschnitt aus der heutigen HNA zur Eröffnung - ein Beispiel für die überwältigende Resonanz, die die Ausstellung bundesweit in den Medien bislang schon gefunden hat.

Samstag, 14. November 2009

Fernsehbeiträge zur Ausstellung

Der HR hat am gestrigen Tag im Hessentipp und in der Hessenschau zwei unterschiedliche Beiträge zu Aufbau und Inhalt der Ausstellung ausgestrahlt.
Hier die links, um sie betrachten zu können:
Hessentipp:
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?key=standard_document_38307943&jmpage=1&type=v&rubrik=18740&jm=1&mediakey=fs/hessentipp/20091113_h_tipp_mumie

Hessenschau:
http://stream-tv.de/sendung/1282921/hessenschau-mumien-ausstellung-in-kassel

Inhaltlich gibts ein paar kleine Abweichungen: der Ägypter im Hessentipp ist keine der in Mannheim wiederentdeckten Mumien, er stammt aus Basel und wird bei uns erstmalig gezeigt (und eine Frau ist es natürlich auch nicht ... - man achte auf die Körpermitte ...)

Donnerstag, 12. November 2009

Imhotep - Wesir Tuthmosis I

Darf man sagen, dass es eine kleine Sensation ist ?
Dass die einzige noch in Europa befindliche und benannte Mumie aus dem Neuen Reich, Ägyptens Blütezeit, den Weg aus Turin nach Kassel gefunden hat ?
Und es ist kein Irgendwer, sondern der Großwesir des Pharao Thutmosis I, 1903 von den Italienern in seinem vollkommen beraubten Grab im Tal der Königinnen geborgen. Neben der Lenkung des Staates war er vermutlich auch Erzieher der Kinder des Pharao, darunter die spätere einzige Pharaonin Hatschepsut...
Die von Grabräubern zerissene Mumie war über 100 Jahre im Depot in Turin verborgen geblieben - und nun nach einer Restauration der Öffentlichkeit gezeigt werden kann.
Obwohl der Körper lange nicht so gut erhalten ist, wie unsere beiden Basler Ägypter, umwehte uns bei der Positionierung der Mumie der Hauch der Geschichte - der Respekt vor diesem Staatsmann aus einer Zeit vor 3500 Jahren war überall spürbar.
Abb.: Aufregung bei der Positionierung von Imhotep - die Vitrine ist zu klein ! Natürlich haben wir vorab alle Maße gehabt - aber die Unterlage war größer, als gedacht. Im Beisein von Signora Dr. D´Amicone, der Kustodin ausTurin, passen unsere Präparatoren in einer 2-stündigen Aktion die stabile Unterlage, auf der Imhotep ruht, den Gegebenheiten an.
Abb.: Es ist geschafft ! Der Glasdeckel ist zu ! Signora D´Amicone (links) ist zufrieden - und wir sind erleichtert !

Mittwoch, 11. November 2009

Spannende Momente !

Am 10.11. war der große Tag des Auspackens im Naturkundemuseum - die Mehrzahl unserer Mumien wurde in die vorbereiteten Vitrinen gesetzt oder gelegt. Durchgeführt wurde dies durch die Restauratoren aus Mannheim und unseren eigenen Präparatoren und Wissenschaftler. Das deutsche Fernsehen war genauso dabei wie der US-Discovery-Channel !
Dies durchaus sehr beeindruckend für uns - trotz aller sorgfältiger Vorabplanung ist der Augenblick, einen Menschen aus vergangenen Jahrhunderten direkt anzusehen, ohne Glasscheibe davor und ganz hautnah, doch ein bewegender Moment für alle unsere Mitarbeiter/innen gewesen.
Abb.: Die altperuanische Hockermumie ist positioniert - bevor der Glasdeckel aufgesetzt wird, wird die Objektbeschriftung montiert.
Abb.: Eine ägyptische Mumie wird durch die Mannheimer Kollegen auf den Vitrinenboden gesetzt.

Montag, 9. November 2009

Göttinger Mumien werden nach Kassel geholt !

Zwei besonders bemerkenswerte Mumien aus Göttingen sind die letzten Exponate, die uns erreichen werden. Präparatoren des Naturkundemuseums holen heute einen Ägypter und eine Guanchenmumie aus dem Bestand der Universität Göttingen ab, die dann im Ausstellungsteil im Museum für Sepulkralkultur gezeigt werden.
Beide Mumien sind bereits seit über 200 !! Jahren in Deutschland und zeigen, dass schon seit langen Zeiten das Interesse der Menschen an solchen Objekten besteht. Die Guanchenmumie (ein Ureinwohner Teneriffas) ist eine der ganz wenigen überhaupt vorhandenen Mumien dieser Art in einer Sammlung.
Das obige Bild zeigt die ägyptische Mumie in ihrer historischen Vitrine am Göttinger Standort.

Mittwoch, 4. November 2009

Der große Transport ist da ...

Gestern kam der Haupttransport der Mumien aus Bozen in Kassel an. Die Spezialfirma Hasenkamp lieferte einen großen Lastzug voller Objekte ins Naturkundemuseum und Museum für Sepulkralkultur. Die Kisten enthalten - sorgfältig verpackt - neben Mumien auch Grabbeigaben oder technisches Equipment.
Das Bild zeigt einen Blick auf einen Teil der angelieferten Objekte im Naturkundemuseum, wo sie im Erdgeschoss zwischengelagert werden. In der großen weissen Kiste im Vordergrund lagert z.B. die Indianerin, die auf unseren Plakaten und Flyern als Motiv zu sehen ist.
Ausgepackt werden alle Objekte erst in der kommenden Woche, wenn sie von den Restauratoren und Kuratoren der jeweiligen Leihgeber an ihre endgültigen Plätze positioniert werden.